100 Jahre Haus & Grund Neheim-Hüsten
am 27.11.2004
Sehr geehrter Herr Schulte,
sehr geehrter Herr Dorn,
sehr geehrter Herr Professor Nötzel,
sehr geehrte Damen und Herren!
I.
Am 30. November 1904 gründeten 17 Bürger unserer Stadt im "Restaurant zum Schwan" (heute -Brillen Rottler-) den "Haus- und Grundbesitzverein zu Neheim". Sie wählten Heinrich Vogt zum Vorsitzenden, Clemens Albrecht zum Schriftführer und Hermann Schepp zum Kassierer und gaben sich eine Vereinssatzung.
In § 1 dieser Satzung regelten sie den Vereinszweck: "Der Haus- und Grundbesitzerverin zu Nehiem bezwekct, die Interessen der Neheimer Haus- und Grundbesitzer... zu wahren und zu fördern". Soweit so gut für eine Interessenorganisation.
Bemerkenswert aber ist, dass die Gründungsväter von Haus & Grund Neheim-Hüsten einen zweiten gleichrangeigen Vereinszweck in ihrer Satzung aufnahmen: "Der Verein bezweckt, die Interessen der Neheimer Haus- und Grundbesitzer, wie auch der Stadt Neheim nach allen Richtungen hin zu wahren und zu fördern".
Es ging darum, nicht nur die eigenen Interessen zu verfolgen, sondern auch die der Stadt und zwar "nach allen Richtungen hin". So ist Haus & Grund Neheim-Hpste Interessenorganisation und Bündnis aktiver Bürgerinnen und Bürger für ihre Stadt oder Eingetümerschutz-Gemeinschaft und Gemeinschaft für unsere Stadt und ihr Wohlergehen.
Ich fruee mich und bin dankbar, dass Sie sich beiden Aufgbaen stellen. Das war damals notwenig und das ist auch heute - 100 Jahre später - erforderlich.
II.
Was war los vor 100 Jahren?
Damals herrschte ein unglaubliches Bevölkerungswachstum. im Deutschen Reich wuchs die Zahl der Einwoher von 1810 bis 1904 um rund 40 Millionen Menschen. Auch unsere Stadt erlebte eine Einwohneresplosion. In Neheim stieg die Zahl der Einwohner von 1810 - 1904 von rd. 1.100 auf über 10.000 Personen. Betrachtet man Neheim und Hüsten zusammen, dann stieg die Zahl der Einwohner in dieser Zeit von 1.700 auf über 15.200 Personen! Gurnd war die Industrialiesierung.
Wir können es uns nur sehr schwer vorstellen, was das damals vor 100 Jahren bedeutet hat. Auf unseren Straßen gab es bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen. Wir können nachlesen, was Friedrich Engels in seinem "Manifest zur Wohnungsfrage" proklamiert hatte. Hier stellten sich die Haus- und Grundbesitzer der Herausforderung. Auch in Neheim. Mit der Gründung Ihres Vereins.
Ihr Verein sollte nicht nur den eigenen Interessen dienen, sonder auch den Interessen unserer Stadt.
Damals ging zum ersten Mal in unserer Geschichte um die Frage, ob Wohnungsbau Sache des Staates oder des Marktes sein sollte. Die Haus- und Grundbesitzer zeigten Position, sie engagierten sich und engagaieren sich bis heute trotz Staatsdirigismus und Regulierungen im Wohnungswesen.
Das Bevölkerungswachstum hielt an. Von 1904 bis 1974 verdoppelte sich die Einwohnerzahl von Neheim-Hüsten reichlich von 15.200 auf über 36.200.
III.
Heute, 100 Jahre später, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, stehen wir alle vor der "ugekehrten" Herausforderung: dem demografischen Wandel des 21. Jahrhunderts. Ja, wir sind schon mitten in diesem demografischen Wandel. Um es verkürtz zu sagen: 'Wir werden - auch unsere Stadt - weniger, älter, aber auch bunter.' De Einwohnerzahl in Neheim und Hüsten beträgt nicht mehr wie 1974, 36.200, sondern 34.700. Die Zahl der Älteren hat enorm zugenommen. Ein Blick ind die deutsche Zeitschrift mit der höchsten Auflage zeigt es. Die ADAC-Mitgliederzeitschrift enthiel vor 20 Jahren Anzeigen über Abenteuer-Urlaub, Abenteuer-Freizeit, Bungee-Jumping. Die Anzeigen 2004 sind dagegen geprägt von der Werbung für Treppenlifte. 1974 zählte man die Nationen nicht, die in unserer Stadt lebten. Heute leben 108 Nationen in der Stadt Arnsberg. Die multikulturelle Gesellschaft ist Realität - mit ihren Problemen und Herausforderungen. Und den Anhängern der monokultuerellen Gesellschaft sei gesagt, dass unsere demografischen Probleme ohne die Migranten heute schon gigantisch wären.
Der demografische Wandel wird nicht nur unser Land, sondern auch unsere Stadt verändern. Die Prognosen bis 2020 gehen zum Teil davon aus, dass in Arnsberg 5.000 bis 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner weniger als heute wohnen. Nun muss eine Prognose nicht eintreten. Nuns sind wir dabei, diese Stadt attraktiv für junge Familien, für Talente, für Einwohner aber auch für neue Unternehemen zu machen. Dennoch, eines steht heute fest. Der Anteil der über 80-jährigen wird erheblich steigen. 2020 werden es über 3.000 Personen mehr sein als heute. In einer Stadt des langen Lebens aber bedarf es neuer Formen des Wohnens, des Zusammenlebens und des Zusammenhalts.
Der Anteil der Jungen wird erheblich abnehmen. Wir dürfen nicht übersehen: Kinder, die nicht geboren werden, können auch keine Kinder bekommen, keine Wohnungen mieten, keine Häuser bauen, keine Steuern und Beiträge für die Altersicherung der Alten zahlen.
So ist heute aktuell, was die Vereinsgründer in die erste Satzung Ihres Vereins geschrieben haben. Der Verein hat nicht nur den Zweck, die Interessen der Haus- und Grundbesitzer wahrzunehemen, sondern auch die Interessen der Stadt zu wahren und zu fördern. Wie beim Bevölkerungswachstum dürfen wir bei den riesigen Bevölerunsveränderungen unserer Zeit nicht allein auf den Staat oder die Stadt als politische Kommune setzen. Wir müssen selbst anpacken und uns engagieren, den demografischen Wandel, möglichst positiv zu gestalten. Die Stadt als Bürger-Stadt ist unser Pfund.
Ich gratuliere zu "100 Jahre Haus & Grund Neheim-Hüsten". Ich danke allen, die sich in ihrem Verein engagiert haben und engagieren. Wir brauchen Sie und Ihren Verein auch zukünftig - als Interessenorganisation, als Organisation für das Grundrecht auf Eigentum, aber auch um die Interessen unserer Stadt zu wahren und zu fördern, den demografischen Wandel des 21. Jahrhunderts hier bei uns, bei Ihnen zu Hause zu gestalten. Glück auf - Haus & Grund - Glück auf unserer Stadt!